„Vor dem Haus sind drei Männer, die zu dir wollen. Steh jetzt auf und geh nach unten. Sie werden dich bitten, mit ihnen zu kommen. Folge ihnen ohne Bedenken; ich selbst habe sie geschickt.“ Apostelgeschichte 10, 19b. 20
Es ist um die Mittagszeit. Der Apostel Petrus ist auf das Flachdach des Hauses hinaufgestiegen, um in aller Stille zu beten. So machte er das immer. So war er das gewöhnt. Warum hätte er es anders machen sollen?
Mitten im Gebet hat Petrus auf einmal eine Vision. Gott zeigt ihm etwas Besonderes: ein großes Tuch voller Kriechtiere und Vögel. Gott fordert Petrus auf, die Tiere zu essen. Petrus weigert sich aber, weil nach dem jüdischen Gesetz diese Tiere unrein sind und nicht gegessen werden dürfen. Das steht im Alten Testament (3. Mo 11)! Für Petrus eine peinliche Situation: Auf der einen Seite hat Gott die Sache in seinem Gesetz klar geregelt und auf der anderes Seite scheint es jetzt Gottes Wille zu sein, dass Petrus dieses Gesetz übertritt. Petrus weigert sich beharrlich und schließlich verschwindet das Tuch mit den Tieren wieder.
Was sollte das Ganze? Noch während Petrus nachdenkt, spricht Gottes Geist zu Petrus und sagt ihm das, was in unseren beiden Versen steht. Die drei Männer sind von einem römischen Offizier geschickt worden. Petrus hätte große Bedenken haben können, mit den Männern mitzugehen. Ein Jude gibt sich nicht mit Heiden ab…
Aber Petrus muss lernen, dass manche Dinge seit Ostern anders liegen: Nun soll das Evangelium in alle Welt getragen werden. Hierzu müssen nicht nur buchstäblich Grenzen überschritten werden, sondern auch im übertragenen Sinn. Das musste Petrus jetzt lernen. Das hatte ihm Gott mit der Vision zeigen wollen. Was man bisher nicht getan hat, wird zu Missionszwecken nötig. Petrus ging mit und man brachte ihn zu dem römischen Offizier: Er und viele andere wurden Christen!
Wie geht es uns als Christen eigentlich mit dem Thema „Mission“? Wir haben doch auch unsere festen Strukturen, Denkweisen und Traditionen und Methoden. Aber wenn wir die Menschen in unserem Umfeld erreichen wollen, müssen wir auch bereit sein, mal Dinge zu tun, die ungewohnt für uns sind. Petrus musste das auch. Sind wir dazu bereit, mal über unseren frommen Schatten zu springen, weil viele Menschen da draußen Jesus noch nicht kennen?
Dein Prediger Tobias Friedrich
erschienen im Gemeindebrief Nr. 53 ~ Jun/Jul 2011